Kriegsbeginn 1939

Im September 2019 jährte sich der Ausbruch des durch den deutschen Überfall auf Polen entfesselten Zweiten Weltkrieges, der über 60 Millionen Menschenleben weltweit kostete. In seinem Schatten vollzogen die Nationalsozialisten den millionenfachen Mord an den europäischen Juden. Der Krieg legte europäische Städte ein Schutt und Asche und entwurzelte Millionen Menschen.

Auch in Grevenbroich waren, zumal in den letzten Kriegsjahren, die Folgen allgegenwärtig. Die militärische Mobilmachung Ende August 1939 zwang zahlreiche Grevenbroicher in den Kriegsdienst; zudem sind Einquartierungen von Wehrmachtseinheiten im Aufmarschgebiet der Westfront in fast allen Stadtteilen belegt. Brutal erlebten die Einwohner des Dorfes Elfgen die Schrecken des Krieges, wie die örtliche Schulchronik berichtet, als 1940 desertierte Wehrmachtssoldaten hingerichtet wurden.

Doch wie stellte sich das Stadtgebiet bei Kriegsbeginn dar? Wie hatten sechs Jahre nationalsozialistische Herrschaft die Stadt und die Menschen verändert? Wie veränderte der Krieg in den kommenden Jahren die Stadt?

Unterdrückung, Entrechtung und Verfolgung gehörten auch in Grevenbroich zum Alltag. Aktive Mitglieder der kommunistischen Partei wie der ehemalige Stadtrat Balthasar Nürnberg verbrachten nach 1933 lange Jahre in Haft im System der nationalsozialistischen Konzentrationslager; die Grevenbroicher Synagoge wurde nach ihrer Schändung und Plünderung im Juli 1939 niedergelegt, worüber die lokale NS-Presse höhnisch berichtete. Jüdische Familien wie die Inhaber des Kaufhauses Bachrach (heute Coens-Galerie) waren schon Mitte der 1930er Jahre ins Exil geflohen, vielen anderen aber gelang die Ausreise nicht. Die Kindertransporte ins sichere England retteten einige Grevenbroicher, während beispielsweise die Familien Winter in Hemmerden oder Goldstein in Grevenbroich Opfer des Rassenwahns wurden und im Dezember 1941 bzw. im Sommer 1942 deportiert, zum Arbeitseinsatz gezwungen oder ermordet wurden. Psychisch Erkrankte wie die Mutter des Komponisten Karl-Heinz Stockhausen (1928–2007), die aus Neurath stammende Gertrud Stupp, wurden in der NS-Tötungsanstalt Hadamar im Rahmen des von Hitler zum 1. September 1939 angeordneten „Euthanasie-Erlasses“ umgebracht.

Dieses Ausstellungsprojekt des Museums gemeinsam mit dem Geschichtsverein für Grevenbroich und Umgebung e.V. sowie dem Förderverein Museum Villa Erckens e.V., das ab dem 11. September 2019 bis zum 2. Februar 2020 in der Villa Erckens zu sehen war, thematisierte Ausbruch und Folgen des Zweiten Weltkrieges für das Stadtgebiet ohne dabei den Anspruch zu erheben, alle Aspekte darstellen zu können. Es war der Versuch einer Annäherung, der mit zahlreichen Leihgaben aus Privatbesitz, die Überlieferung aus öffentlichen Archiven ergänzte. Teil der Ausstellung war zudem die Dokumentation „Auschwitz-Album“ der Gedenkstätte Yad Vashem.

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