Die Studenten der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf widmeten sich im Rahmen der Projektreihe Archiv-Museum-Ausstellung dem Welchenberg in Grevenbroich. Über die Ausstellung und die Forschungsinhalte wurde auch auf der Museums-Website informiert. Peter Gebauer, Sammler aus Siegburg, stieß auf die Informationen zum Forschungsprojekt und zögerte nicht lang. Er nahm per E-Mail Kontakt mit dem Museum auf und sendete zur Dokumentation gleich Fotos des Bildes und der Inschrift mit dem Verweis auf den Welchenberg, das sich in seinem Besitz befindet. Er selber hatte die Mariendarstellung vor Jahren auf einem Flohmarkt gekauft und ihren Ursprung immer in Bayern vermutet. Durch die Recherchen von Kreisarchivar Dr. Karl Emsbach konnte die Signatur des Marianus Vignon, als die eines Vorstehers des mittelalterlichen Klosters Welchenberg zugeordnet werden. Vermutlich hat jener Marianus Vignon das Bild in Auftrag gegeben und dem Kloster gestifet. Ein weiteres Indiz für die Zuordnung ist die dargestellte Maria im Strahlenkranz. Sie war die Schutzpatronin des Klosters. Für die Welchenberg-Projektgruppe der Heinrich-Heine-Universität war dieser Fund ein krönender Abschluss ihrer Arbeit.
Willibrord
Die Studenten dieser Gruppe rekonstruierten die Vita des englischen Missionars Willibrordus, der nach Europa kam um den christlichen Glauben zu verbreiten. Er befreite den Welchenberg und seine Umgebung von einem heidnischen Götzenstandbild und christianisierte die Gegend.
Das Kloster
Die Geschichte des Klosters geht bis ins 15. Jahrhundert zurück, gestiftet wurde es um 1427 von Mitgliedern des 3. Franziskanischen Ordens, man nannte es St.Willibrord. Fast 400 Jahre lang trotzte das Kloster Streitigkeiten um Landrechte, Krieg und Plünderungen bis es 1802 der Säkularisation zum Opfer fiel und seine offizielle Aufhebung erfolgte. In den folgenden Jahrzehnten gingen die Klostergebäude, inzwischen unter dem Namen Gut Welchenberg bekannt, durch verschiedene Hände. Die letzten Besitzer überließen das geschichtsträchtige Gut dem Verfall, der bis in die 1970er Jahre seinen Lauf nahm.Heute steht lediglich noch das Konventgebäude, das, nach Sanierung und Restauration, heute von der Mülldeponie genutzt wird. Das Interesse der Studenten galt vor allem der Rekonstruktion des Klosterareals sowie den verschiedenen Bauphasen der Gebäude.
Das Haus Welchenberg
Auch vor 1945 existierte das heutige Haus Welchenberg. Die Studenten dieser Gruppe versuchten seine wechselvolle Geschichte vor 1945 zu rekonstruieren. Anstelle des heutigen Gebäudes hätte nach dem 1.Weltkrieg auf dem Grundstück ein Heldenhain für die Gefallenen des Krieges errichtet werden sollen, dieses Projekt wurde aber nie verwirklicht. Stattdessen wurde 1925 der Grundstein für ein Kindererholungsheim gelegt. Betreut wurde dieses nach seiner Fertigstellung 1926 durch den Orden der Franziskanerinnen. In den Jahren 1927/28 wurde das Gebäude um eine Jugendherberge erweitert und ab 1931/32 werden zusätzlich zu den kranken Kindern auch Waisenkinder aufgenommen. Mit der Machergreifung durch die Nationalsozialisten wurde das Haus 1933 zu einer Gauführerschule umfunktioniert.Die Geschichte ab 1945 bis heute. Die Studenten beschäftigten sich mit der Nutzung des heutigen Haus Welchenberg im Laufe der Zeit von 1945 bis 2007. Im Jahre 1945 wurde das Gebäude als Lungenklinik eröffnet. Diese Einrichtung rief am Anfang den Protest der ansässigen Bevölkerung hervor, da man die Ansteckung bei den Kranken fürchtete. Weil die hauptsächlich kriegsbedingte Lungenkrankheit ab Mitte der 80er Jahre ihre Aktualität verlor, wurde die Lungenklinik geschlossen und 1991 eröffnete das heutige sozialtherapeutische Heim Haus Welchenberg.
Sagen und Geschichten um den Welchenberg
Um den Welchenberg ranken sich viele Sagen und Geschichten, beginnend mit der Legende um den englischen Missionar Willibrordus. Die Studenten dieser Gruppe werden versuchen einige Sagen zu visualisieren, zum Beispiel die des Willibrordusbrünnleins. Dieser Brunnen ist der Mittelpunkt vieler Geschichten – seinem Wasser wird eine heilende Kraft nachgesagt, was zu Pilgerscharen besorgter Familien, auch aus dem Ausland, führte. Außerdem legte man am Brunnen Kinderkleider ab, entweder aus dem Wunsch heraus schwanger zu werden, oder um für die Geburt eines Kindes zu danken.
Industrie am Welchenberg
Diese Gruppe beschäftigte sich mit der am Welchenberg ansässigen Industrie, was zum einen die Welchenberger Kristallsandwerke sind und zum anderen die Wasserwerk Welchenberg GmbH. Der Quarzsandabbau: Zu Beginn des Quarzsandabbaus war dieser noch am Privatbedarf der Bevölkerung der umliegenden Orte orientiert und wurde von etwa 10 Sandabbauern betrieben. Unter dem Gutsbesitzer Franz Hubert Gottschalk wuchs der Sandaubau enorm, was zu der Suche nach einem kostengünstigeren Abtransport als dem durch Menschen führte. Es wurde eine große Drahtseilbahn gebaut. 1932 übernahm die Firma Lüngen die Welchenberger Kristallsandwerke und beschäftigte durchschnittlich 80 Mitarbeiter. Bis 1949 sank diese Zahl auf 10 und sieben Jahre später wurde der Sandabbau komplett eingestellt.Das Wasserwerk:Aufgrund der unzureichenden Wasserversorgung der Gemeinden Gustorf, Gindorf und Neuenhausen realisierte sich zwischen 1925 und 1927 das Gruppenwasserwerk am Welchenberg. Bis dahin waren die einzigen Möglichkeiten für die Bewohner der an Wasser zu kommen die so genannte Pötz, alte verfallene Brunnen. Da das Wasser dieser Brunnen keine sehr gute Trinkwasserqualität bot, kam es im Kreisgebiet nicht selten zu Typhusepidemien. Da alle drei Gemeinden am Welchenberg liegen, nahm man 1925 hier Probebohrungen des Grundwassers. Das Ergebnis war eine normale Trinkwasserqualität, die auch durch das fließende Erftwasser nicht gemindert wurde. In der Folgezeit wurde die Wasserwerk Welchenberg GmbH gegründet.
Erlebte Geschichte
Diese Gruppe beschäftigte sich mit den nur mündlich tradierten Überlieferungen zum Welchenberg und versucht die Informationen der mündlichen Erzähltradition historisch zu beweisen. Es ging nicht um eine Wertung der Geschichten, sondern vielmehr darum herauszustellen, inwieweit mündliche Überlieferungen uns zu historischen Tatsachen führen können und welche Wege der Beweisführung und -findung es gibt.
Die Aussteller
Sabrina Kirschner, Andrea Szirmai, Jörg Scheuren, Martin Schläger, Anna Bard, Cinja Scheu, Carina Kinting, Tatjana Jovanovic, Cathrin Krause, Daničle Bowinkelmann, Marina Antonenko, Lesley Popiol, Ingo Wering, Reha Öztürk, Anne Wesselmann, Barbara Finkenberg, Kerstin Kirchner, Lisa Wünsche und Katrin Mies unter der Leitung von Prof. Dr. Gertrude Cepl-Kaufmann und Thomas Wolff.