Braunes Packpapier, auf dem Titel und Interpret standen, mehr waren sie nicht, die ersten Plattencover. Bis Alex Steinweiss kam. Als erster Artdirektor von Columbia Records stellte er 1940 im Alter von 23 Jahren den Musikmarkt auf den Kopf. Seine Idee, eine Illustration auf der Schallplattenhülle, schreibt seit nunmehr 70 Jahren Produkt-Design-Geschichte.
Eine Auswahl der wichtigsten und kuriosesten Vinyl-LP- und Singlecover zeigte das Grevenbroicher Museum vom 05. Juni bis zum 31. Oktober im Erdgeschoss der Villa Erckens nebst Aufbewahrungsalben und Abspielgeräten.
Die Motive sind stets mehr als nur ein illustrierter Schutzumschlag. Sie sind immer auch Spiegel und Ausdruck ihrer Zeit. Wie die Musik auf einer Schallplatte sprechen auch die Bilder unsere Gefühle und Erinnerungen an. Viele verbinden mit einem bestimmten Aufdruck eine ganz spezielle Situation in ihrem Leben.
Einige Cover sind mindestens so berühmt geworden wie die Musik, die sie umhüllten: Andy Warhols Pop-Art Banane auf dem Velvet Underground-Debüt, die oft persiflierte Straßenüberquerung des Beatles-Klassikers Abbey Road oder die Jeans mit haptisch erlebbarem Reißverschluss auf Sticky Fingers von den Rolling Stones. Auch sind die Plattencover für die Szenen bestimmter Musikrichtungen identitätsstiftend. Jedes Genre hat seine eigenen typischen Versatzstücke. Die Gestalter bedienen diese Klischees, um erkennbar zu bleiben. So muss man die Band oder den Künstler nicht kennen, um schon am Cover zu sehen, dass es sich um eine Metal-Gruppe, eine Punk-Band oder einen Schlagerinterpreten handelt.
Seit der Erfindung der CD verloren die Cover nach und nach an Bedeutung, da neben der Verkleinerung des Tonträgerformats auch lebhaftere Visualisierungen in Form von Videos und Internet-Auftritten die statische Illustration in den Hintergrund rückten. Dabei hält eine kleine Verbrauchergruppe der Schallplatte bis heute die Treue. Hierbei spielen unter anderem nostalgische Aspekte, aber auch ästhetische Vorteile der Hüllenillustrationen und Textbeilagen neben dem als “wärmer” bezeichneten analogen Klang gegenüber der CD eine Rolle. Nachdem die Phonoindustrie 1990 den Tod der Schallplatte verkündete, weist der Absatzmarkt für Vinyl seit einigen Jahren wieder einen Aufwärtstrend vor.